Eigentlich... bin ich gar nicht zum Angeln nach Sanremo gefahren. Der Plan war eher Strand, Sonne und ein paar Wanderungen zwischen Olivenbaumwäldern und Feigenbäumen. Aber wenn man Angler im Herzen ist, schaut man automatisch, was es vor Ort so an Möglichkeiten gibt, bei mir ist es zumindest so. Und siehe da: Am Meer darf man hier ganz entspannt vom Ufer aus spinnen, solange man die Regeln beachtet und das sogar kostenlos.
Der erste Angeltag am Meer
Also hab ich mir vorher ein paar Raubfische rausgesucht, die zwischen Felsen und Buchten unterwegs sind, und zwei Ruten eingepackt: eine leichte Barschrute mit 2,40m länge, einem WG bis 11g und zur Sicherheit noch eine stabilere Hechtrute ebenso 2,40m aber 80g WG, falls mal ein größerer Köder raus musste.
Zu Hause hab ich schon begonnen mögliche Hotspots zu suchen und über die dort lebenden Fische zu lesen.
Als Anfänger was das Meeresfischen an geht, macht etwas Theorie schon Sinn, um bestmöglich vorbereitet zu sein. Ich hab mich fürs leichte bis mittlere Spinnfischen entschieden, da ich Strecke machen und die Gegend erkunden wollte.
Makrele und Wolfsbarsch waren laut Internet-Brainstorming am ehesten anzutreffen, der eigentliche Biss kam aber ganz unerwartet.
Um 19:30UHR stand ich auf den Felsen einer Bucht in Sanremo. Der Spot war als Ruine westlich von Sanremo markiert und sah zumindest auf der Karte nach Raubfischrevier aus.
Die Sonne war schon fast untergegangen, nur der Horizont leuchtete noch grell, ungefähr 3h bevor es dunkel wurde.
Die kleinen Wellen zerbrachen noch immer an den Felsen was für eine herrliche Geräuschkulisse sorgte, da sonst stille herrschte. Leichter Wind kam auf, der mir die 35°C warme Luft ins Gesicht blies, erfrischend war das nicht. Während ich den Angelrucksack abstelle, habe ich schon den Spot für den ersten Wurf ausfindig gemacht.
Ich bin auf die rechte Steinbuhne gelaufen, da Wind und Wellengang dort die günstigsten Vorrausetzungen ergaben.
Die leichte Barschrute, mit einem fluoreszierenden weißen Jig Spinner waren dort meine erste Wahl.
Der erste Wurf
Rute einsatzbereit, 0,1mm dicke geflochtene Schnur und ein 50cm langes Stahlvorfach, extra dünn, beweglich und beschichtet, am Ende ein 10g Jig Spinner.
Den Kescher auf länge gebracht in der linken Hand, leg ich diesen zwischen 2 große Felsen griffbereit ab. Ich mache den ersten Wurf, ca. 30-40m weit hinter die Steinpackung im Wasser sodass ich den Jig Spinner von Anfang an auf höhe bringen und somit die Steine lang hochkurbeln kann.
Die Vibration vom Spinblade ist gut wahrzunehmen, ich kurbel langsam weiter quer gegen die Wellen, die Strömung sozusagen.
Ich denke jeden Moment ist der Jigspinner sichtbar.
Vielleicht noch 10-15m, ich bereite mich schon fast mental auf den 2. Wurf vor, was jetzt kommt, kann man sich bestimmt schon denken >>Biss.<<
Was ist es?
Der Biss kam unerwartet direkt.
Mein erstes mal angeln im Meer und gleich der erste Wurf ein Biss?
Tatsache. Ich schlag nur leicht an, um sicherzugehen das es kein touchieren eines Felsens, Seegras oder anderes nicht als Fisch identifizierbares Zeug war.
Kurz darauf kam eine Antwort, ein schneller aber nicht brutaler versuch den Köder abzuwerfen 3-4 Schläge und dann ein kurzes ziehen an der Bremse, diese war aber auch etwas zu leicht eingestellt.
Bremse nachgestellt und den Fisch ganz entspannt mit geringen widerstand sicher gelandet.
Ein ca. 22cm großer Schriftbarsch
Eine relativ oft vorkommende Barschart im Meer soweit man Wiki glauben mag.
Wird vom Menschen eher nicht befischt da dieser seine Reviere zwischen großen Steinen und Felsen hat, das heißt soviel wie, man kann da kein Netz durchziehen.
Dazu kommt das diese Barsche Einzelgänger sind.
Dieser Schriftbarsch war ordentlich vorne im Maul gehakt und konnte ohne Probleme vom Haken genommen und wieder dem Meer zugeführt werden, zum verwerten war dieser noch zu klein.
Ausgeprägte scharfe Zähne, nicht wie bei unseren Flussbarschen, bei denen der Schlund eher Schleifpapier ähnelt


Kaum zu übersehen, der kräftige Blaue Fleck auf beiden Seiten der Flanken.
Der starke Kontrast, sieht schon fast wieder künstlich aus.
Und was dann?
Der 3. oder 4. Wurf war wieder solch ein Barsch, der Biss kam wieder fast an der selben Stelle, diesmal etwas motivierter im Drill und augenscheinlich 2-3cm größer als sein Vorgänger und ebenso ein Schönling.
Motiviert und etwas zu gehyped gings dann weiter, Wurf für Wurf.
Mit dem Unterschied das es bei 2 Fischen dann blieb.
Nach dem 30. oder 40. Wurf ging ich dann die Küste lang um nach einem anderen Spot zu suchen.
Mit Wasserschuhen, welche ich fürs Meer empfehle ging es dann ungefähr Hundert Meter westlich die Küste entlang.
Eine schöne abfallende Struktur welche man von oben überblicken konnte bot sich erneut zum Spinnfischen an.
Also runter ins Meer und nach einer passenden Stelle fürs sichere stehen sowie werfen gesucht und gefunden.
Das Spinnen ging hier gut, alles hat gepasst, bis auf die Beiß-Frequenz.
Diese ging nämlich gegen 0, sodass ich die weitere Stunde leer ausging und mit der einsetzenden Dunkelheit schwand auch die Motivation, also packte ich zusammen.

Im Ferienhaus angekommen, wurde erstmal die Rute aus dem Auto geholt und mit dem Gartenschlauch abgebraust.
Da ich im Meer spinne und das Salz die Rute und Rolle angreift hab ich das nach jeder Session durchgezogen.
Zu schade wäre es wenn der Bügel oder andere Metallverbindungen plötzlich korrodieren würden nur weil ich zu faul war da eben paar Sekunden Süßwasser drüber laufen zu lassen. Bei Kunstködern dasselbe.

Die Tage danach
Die weiteren 2 Tage an denen ich Testweise zu unterschiedlichen Uhrzeiten geangelt habe waren genauso erfolglos, potentielle Bisse gespürt, oder wollte ich die einfach spüren?
Tag 2 bin ich etwa 16Uhr mit dem Spinnfischen angefangen.
Bis 18Uhr effektiv durfgeworfen, keine echten Drills mehr gehabt.
An Tag 3 wollt ich ein letztes mal effektiver rumprobieren.
Hab ca. um 12:30UHR begonnen, mit dem angeln, bis 16:00UHR durchgehend die selben Spots angeworfen, ohne großen Erfolg.
Dafür das Tag 1 so gut vorgelegt hatte verliefen die anderen beiden Angeltage weniger vielversprechend, nichts desto trotz war es eine Erfahrung wert.
Hab mich über die 2 Fische gefreut, vor allem eine neue Art befischt zu haben die es bei mir im Umkreis so nicht gibt und das ganz spontan im Urlaub ohne groß Angelausrüstung mitzuschleppen oder einen riesen Aufwand zu betreiben.
Ax